“8.11.2016 – Wie innovativ die Versicherungswirtschaft ist und welche Folgen die digitale Umwälzung hat, wird auf zahlreichen Fachforen der Branche diskutiert. Sind die sich abzeichnenden Neuerungen disruptiv, so lautet die Frage der Stunde. Derweil treiben neue, technikaffine Unternehmer die Entwicklungen mit Pioniergeist voran. Ob sie die traditionelle Versicherungswirtschaft hinter sich lassen, fragt Beraterin Erika Krizsan in ihrem nachfolgend vorgestellten Buch, für das sie in den Chefetagen großer Konzerne recherchiert hat.
Die Versicherungsbranche überlegt heute täglich, wie sie für ihre Kunden bessere Produkte und Prozesse anbieten kann, um Mehrwert beim Vertragsabschluss oder bei der Schadenabwicklung zu schaffen. Ob aus einer Idee eine Innovation wird, hängt davon ab, ob die Idee realisiert wird oder in der Schublade bleibt. Welche Versicherungsmodelle kennen wir in unserer Zeit?
Produktzentrierte Modelle
Bis Ende des letzten Jahrhunderts wurden die meisten Versicherungsprodukte durch Versicherungsvermittler verkauft. Es wurden immer wieder neue Produkte eingeführt und kurze, schnelle Schulungen für Vertriebsmitarbeiter abgehalten. Die Anträge wurden in Papierform von den Kunden unterschrieben (der Vermittler hatte die Antragsformulare in seinem Aktenkoffer mit dabei) und in der Versicherungszentrale weiter bearbeitet.
Dort wurde das Risiko analysiert. Nach erfolgreicher Beurteilung wurde der Polizzierungsprozess in die Wege geleitet und letztendlich bekam der glückliche Kunde seine Polizze per Post zugeschickt. Oder das Risiko wurde, aus welchem Grund auch immer, vom Versicherer nicht angenommen. Die Kunden waren meistens unzufrieden, weil Schadenmanagement und Service ziemlich langsam abliefen und sie das Gefühl hatten, dass ihre Wünsche nicht beachtet werden.
Vermittlerzentrierte Modelle
Wie sieht die Situation heute aus? Derzeit sind die Prozesse viel schneller, weil sie mit digitalen Lösungen (Online-Berechnungen, Portallösungen et cetera) unterstützt werden. Es werden weniger Papieranträge verwendet und der Vermittler steht seinen Kunden viel näher.
In den meisten Fällen kann das Risiko schneller beurteilt und die Polizzierung auch innerhalb kurzer Zeit (statt früher nach Tagen und Wochen nun innerhalb eines Tages) erledigt werden. Wenn der Kunde einen Schadenfall hat, ruft er seinen Vermittler an, der auch in den Schadenregulierungs-Prozess eingebunden ist.
Kunden- und datenzentrierte Modelle
Buchtipp: Erika Krizsan, „Innovationsdruck in der Versicherungsbranche“, erschienen im VersicherungsJournal Verlag
Wie sieht die Zukunft der Versicherungsbranche aus? Im Mittelpunkt werden die Kunden und Daten stehen. Ob es der Versicherungsbranche innerhalb kurzer Zeit gelingen wird, ausreichend Kundeninformationen zu sammeln beziehungsweise systematisch zu verbinden, wird entscheidend für den zukünftigen Geschäftserfolg in der Welt der Digitalisierung sein.
Die Daten werden in Echtzeit von den Kunden zur Versicherungs-Gesellschaft gelangen, natürlich ohne Papieranträge mit Hinsicht auf mobile Applikationen. Die Prozesse werden orts- und zeitunabhängig effektiv und schnell laufen. Die neuen Kernsysteme werden voll integriert sein.
In eine ähnliche Richtung werden die Lebens- und Krankenversicherung gehen. Wenn der Kunde regelmäßig Sport betreibt und sich gesund ernährt, wird die Versicherungsprämie niedriger sein. In umgekehrter Richtung, also bei ungesundem Lebensstil, wird von den Versicherungsanbietern die Standardprämie verrechnet.
Gerade die junge Generation erkennt den Mehrwert, den ein Unternehmen für den Austausch der Daten liefert. Denn Big Data wird es ermöglichen, eine personalisierte und günstigere Preisgestaltung für den einzelnen Versicherungsnehmer zu erstellen. Zudem werden neue Möglichkeiten geschaffen, bei Schäden beziehungsweise deren Regulierung die Betrugschancen zu vermindern.
Der nächste große Trend
Die nächste große Trendrichtung in der Versicherungsbranche ist die Mobilität. Die Kunden sind mit mobilen Geräten unterwegs und die Versicherungs-Unternehmen werden ihre Angebote und ihre Serviceleistungen in kreativer Art auf verschiedenen Wegen – Omnichannel – anbieten. So wird es die linearen Versicherungsprozesse (Verkauf – Polizzierung – Schaden) nicht mehr geben.
Die Kundenanforderungen werden viel komplexer und vielseitiger sein und die Versicherer lernen, diese Anforderungen professionell abzuwickeln. Ob sie oder die Insurtechs bessere Kundenerlebnisse liefern werden, ist noch offen. Auf jeden Fall wird der Kunde ein individueller Kunde sein, mit ganz persönlichen Anforderungen. Die Versicherungsangebote und „Add-on-Services“ werden schnell, einfach und technologieunterstützt zu seiner Zufriedenheit abgewickelt werden.
Neue Technik verspricht mehr Convenience
Wie könnten solche neuen Prozesse ablaufen? Blockchain zum Beispiel ist eine noch junge Technik zur Speicherung von Daten, die von der Entwicklergemeinde um das Open-Source-Projekt Bitcoin erfunden und für die digitale Währung optimiert worden ist. Man kann sich Blockchain als eine Kette von Datenblöcken vorstellen, die Transaktionen speichert. Sie kann die digitale Transformation unterstützen, weil es die Komplexität der Versicherungen für Kunden verständlicher macht.
Natürlich sollte mit der neuen Technik ein verständlicher, unangreifbarer Weg geschaffen werden, bei dem Betrug ausgeschlossen ist. Der Prozess kann in einem geschlossenen Öko-System funktionieren, vom Vertragsabschluss bis zur Schadenauszahlung.
Wenn etwa bei einer Versicherung gegen Flugverspätung das Schadenereignis eintritt, wird vom Flugsystem automatisch die Kommunikation zwischen Versicherung, Fluggesellschaft und Kunden hergestellt, ohne dass dieser eine Schadenmeldung schreiben muss. Das Geld wird sofort auf das Bankkonto des Kunden überwiesen. Damit erfolgt eine Schadenzahlung, ohne eine Schadenmeldung abzugeben.
Lesetipp
Der vorstehende Text ist ein Auszug aus dem Fachbuch „Innovationsdruck in der Versicherungsbranche – Wie Assekuranzchefs Produkte, Service und Vertrieb auf Zukunftskurs trimmen“, das im September dieses Jahres im VersicherungsJournal-Verlag erschienen ist.
Die Autorin Erika Krizsan, Diplom-Ökonomin und als selbstständige Beraterin für die Versicherungswirtschaft tätig, hat für ihr Buch Interviews mit zehn Unternehmenschefs geführt. Diese berichten über neue Kundenbedürfnisse, Beratungsstrategien und Konzepte für Versicherungslösungen.
Myrto Anna Rieger”
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Liebe Erika,
ein sehr interessanter Artikel den Du da geschrieben hast, und ich bin auch der selben Ansicht wie Du, das in den PV-Sparten sicherlich noch die eine oder andere Veränderung kommen wird, besser gesagt, kommen wird müssen glg Walter
Lieber Walter, danke für dein Feedback. JA, die Versicherungsbranche steht vor vielen Änderungen…falls das Thema Innovation & Versicherung interessierst, unsere nächste Veranstaltung Insurance Innovation Day ist sicher spannend für Dich auch!SAVE THE DATE 20-21.09.2017 Wien http://www.magicofinnovation.eu / das Programm 2017 kommt bald:-)